Branchenspiegel 2025 der FIGAS
«Das grösste Rentabilitätspotenzial sehen wir im Aftersales»
7. Mai 2025 agvs-upsa.ch – Der Branchenspiegel der FIGAS erscheint jährlich und gilt als wichtige betriebswirtschaftliche Orientierungshilfe für das Autogewerbe. Die Ausgabe 2025 liegt diesem AUTOINSIDE bei. David Regli, der neue Geschäftsführer der FIGAS, gibt im Interview Auskunft, welche Entwicklungen ins Auge stechen und was Garagistinnen und Garagisten daraus für ihre Zukunft ableiten können. Ilir Pinto

«Für eine verlässliche Aussage zu den Leasingrestwerten von Elektrofahrzeugen ist es noch zu früh», sagt David Regli, Geschäftsführer der FIGAS Autogewerbe-Treuhand der Schweiz AG. Foto: FIGAS
David Regli, was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erkenntnisse des Branchenspiegels 2025, der die Entwicklung des vergangenen Jahres abbildet?
David Regli, Geschäftsführer FIGAS: Am augenfälligsten sind die sinkenden Margen im Neu- und Gebrauchtwagenhandel sowie die wiederholte Steigerung der Rentabilität im Aftersales-Geschäft. Die Einbussen im Fahrzeughandel verursachten einen deutlichen Rückgang beim Cashflow in Prozent des Umsatzes auf durchschnittlich 1,6 Prozent gegenüber 2,1 Prozent im Vorjahr. Das ist der gleiche Wert wie im ersten Corona-Jahr 2020.
Wie haben sich die Bruttogewinnmargen im Neu- und Occasionshandel im Vergleich zum Vorjahr entwickelt?
Nach einem Rückgang um 0,4 Prozentpunkte im Vorjahr reduzierte sich die Neuwagenmarge um weitere 0,5 Prozentpunkte. Die hohen Lagerbestände von Ende 2023 mussten teilweise mit erheblichen Verlusten verkauft werden. Insbesondere die fehlende Nachfrage bei den Elektrofahrzeugen hinterliess tiefe Spuren in der Rentabilität. Auch der Occasionshandel vermochte nicht zu befriedigen, reduzierte sich die Marge doch um 0,7 Prozentpunkte.
Im letzten Jahr war die kurzfristige Liquidität ein Thema. Hat sich die Situation inzwischen entspannt oder bestehen weiterhin Risiken?
Die statischen Liquiditätskennzahlen haben sich kaum verändert, was auf eine weiterhin hohe Mittelbindung im Warenlager und im Anlagevermögen hinweist. Die vorerwähnten hohen Lagerbestände von Ende 2023 konnten somit trotz der grossen Bemühungen nicht substanziell reduziert werden, was wiederum zu einer hohen kurzfristigen Fremdfinanzierung mit entsprechenden Zinskosten geführt hat.
Wie haben sich 2024 die Betriebskosten entwickelt?
Allgemein beobachten wir steigende Betriebskosten im normalen Rahmen, insbesondere im Personalbereich. Der höhere Mietaufwand im Verhältnis zum Umsatz ist nicht auf substanziell höhere Mieten und/oder Nebenkosten zurückzuführen, sondern auf die tieferen Umsätze im Wagenhandel.
Was ist das aktuelle Niveau des Verrechnungslohnes – und reicht er heute noch aus, um die Betriebskosten aufzufangen?
Der aktuelle durchschnittliche Verrechnungslohn beträgt 172.30 Franken und ist um rund drei Prozent angestiegen. Damit konnten die höheren Personalkosten neutralisiert werden. Gemäss Branchenspiegel hat sich der SAF-Faktor – welcher zeigt, wie stark das Aftersales- Geschäft zur Deckung der Betriebskosten beiträgt – dank stabiler Betriebskosten und einem höheren Bruttogewinn im Teilehandel verbessert, was unter anderem auf den gestiegenen Verrechnungslohn zurückzuführen ist.
Wie stabil sind die Restwerte, besonders bei batterieelektrischen Fahrzeugen?
Für eine verlässliche Aussage zu den Leasingrestwerten von Elektrofahrzeugen ist es noch zu früh. In den nächsten Jahren wird die Zahl der Leasingrückläufer jedoch stark ansteigen, was den Occasionsmarkt in diesem Bereich stark herausfordern wird. Wie stark die Restwerte unter Druck geraten, wird von der Nachfrage an gebrauchten Elektrofahrzeugen sowie der Technologie- und Preisentwicklung von neuen Modellen abhängig sein. Den Restwerten von reinen Elektrofahrzeugen ist aufgrund des rasanten technologischen Fortschritts beim Vertragsabschluss ein besonderes Augenmerk zu widmen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Leasingrückläufer nur mit geringer Marge oder sogar mit Verlust abgestossen werden müssen. Zusätzlich kann die erhöhte Mittelbindung aufgrund von Langstehern im grösseren Umfang zu existenzbedrohenden Liquiditätsengpässen führen.
Viele Betriebe klagen über eine hohe Kapitalbindung im Fahrzeuglager. Wird diese Entwicklung zur finanziellen Belastungsprobe?
Ähnliche Situationen gab es in der Vergangenheit auch schon. Sofern die Nachfrage hoch ist und sich das Lager «dreht», ist eine erhöhte Verfügbarkeit durch ein hohes Warenlager betriebswirtschaftlich zu begrüssen. In der aktuellen Situation ist das hohe Warenlager jedoch eher belastend, und die Lagerabverkäufe führen zu tieferen Preisen und drücken auf die Marge. Mittelfristig könnte sich eine erhöhte Verfügbarkeit wieder positiv auswirken. Der Markt erwartet aufgrund der tiefen Immatrikulationszahlen in den vergangenen Jahren und der damit einhergehenden «Überalterung» des schweizerischen Fahrzeugparks einen Nachholeffekt.
Wie beurteilen Sie die Eigenkapitalentwicklung im Hinblick auf anstehende Betriebsübergaben und die langfristige Stabilität?
Für eine Betriebsübergabe ist die Eigenkapitalentwicklung sekundär. Vielmehr ist das Ertragspotenzial der Schlüssel für eine erfolgreiche Weitergabe des Betriebs. Mit dem investierten Kapital muss der Käufer eine ausreichende Rendite erzielen können. Das Eigenkapital sollte jedoch nicht zu hoch sein, um den Betrieb schlank und das Investitionsvolumen für den Nachfolger tief zu halten.
In welchen Geschäftsfeldern sehen Sie mittel- bis langfristig das grösste Potenzial für Garagen – und wo sollten die Betriebe besonders vorsichtig agieren?
Das grösste Rentabilitätspotenzial sehen wir, was die mittelfristigen Aussichten betrifft, im Aftersales-Bereich: Der aktuell älter werdende Fahrzeugpark erfordert erhöhten Reparaturbedarf. Wie sich dieser Bereich langfristig entwickeln wird, hängt vom zukünftigen Anteil der Elektrofahrzeuge ab. Dieser Aspekt ist stark politisch geprägt, was eine präzise Aussage über die langfristige Entwicklung erschwert. Besondere Vorsicht ist bei den Leasingrestwerten von Elektrofahrzeugen geboten, da es für dieses Segment noch zu wenige Erfahrungswerte gibt und der technologische Fortschritt die Entwertung aktueller Modelle stärker vorantreibt.

«Für eine verlässliche Aussage zu den Leasingrestwerten von Elektrofahrzeugen ist es noch zu früh», sagt David Regli, Geschäftsführer der FIGAS Autogewerbe-Treuhand der Schweiz AG. Foto: FIGAS
David Regli, was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Erkenntnisse des Branchenspiegels 2025, der die Entwicklung des vergangenen Jahres abbildet?
David Regli, Geschäftsführer FIGAS: Am augenfälligsten sind die sinkenden Margen im Neu- und Gebrauchtwagenhandel sowie die wiederholte Steigerung der Rentabilität im Aftersales-Geschäft. Die Einbussen im Fahrzeughandel verursachten einen deutlichen Rückgang beim Cashflow in Prozent des Umsatzes auf durchschnittlich 1,6 Prozent gegenüber 2,1 Prozent im Vorjahr. Das ist der gleiche Wert wie im ersten Corona-Jahr 2020.
Wie haben sich die Bruttogewinnmargen im Neu- und Occasionshandel im Vergleich zum Vorjahr entwickelt?
Nach einem Rückgang um 0,4 Prozentpunkte im Vorjahr reduzierte sich die Neuwagenmarge um weitere 0,5 Prozentpunkte. Die hohen Lagerbestände von Ende 2023 mussten teilweise mit erheblichen Verlusten verkauft werden. Insbesondere die fehlende Nachfrage bei den Elektrofahrzeugen hinterliess tiefe Spuren in der Rentabilität. Auch der Occasionshandel vermochte nicht zu befriedigen, reduzierte sich die Marge doch um 0,7 Prozentpunkte.
Im letzten Jahr war die kurzfristige Liquidität ein Thema. Hat sich die Situation inzwischen entspannt oder bestehen weiterhin Risiken?
Die statischen Liquiditätskennzahlen haben sich kaum verändert, was auf eine weiterhin hohe Mittelbindung im Warenlager und im Anlagevermögen hinweist. Die vorerwähnten hohen Lagerbestände von Ende 2023 konnten somit trotz der grossen Bemühungen nicht substanziell reduziert werden, was wiederum zu einer hohen kurzfristigen Fremdfinanzierung mit entsprechenden Zinskosten geführt hat.
Wie haben sich 2024 die Betriebskosten entwickelt?
Allgemein beobachten wir steigende Betriebskosten im normalen Rahmen, insbesondere im Personalbereich. Der höhere Mietaufwand im Verhältnis zum Umsatz ist nicht auf substanziell höhere Mieten und/oder Nebenkosten zurückzuführen, sondern auf die tieferen Umsätze im Wagenhandel.
«Den Restwerten von reinen Elektrofahrzeugen ist aufgrund des rasanten technologischen Fortschritts beim Vertragsabschluss
ein besonderes Augenmerk zu widmen.» David Regli, Geschäftsführer der FIGAS Autogewerbe-Treuhand der Schweiz AG
ein besonderes Augenmerk zu widmen.» David Regli, Geschäftsführer der FIGAS Autogewerbe-Treuhand der Schweiz AG
Was ist das aktuelle Niveau des Verrechnungslohnes – und reicht er heute noch aus, um die Betriebskosten aufzufangen?
Der aktuelle durchschnittliche Verrechnungslohn beträgt 172.30 Franken und ist um rund drei Prozent angestiegen. Damit konnten die höheren Personalkosten neutralisiert werden. Gemäss Branchenspiegel hat sich der SAF-Faktor – welcher zeigt, wie stark das Aftersales- Geschäft zur Deckung der Betriebskosten beiträgt – dank stabiler Betriebskosten und einem höheren Bruttogewinn im Teilehandel verbessert, was unter anderem auf den gestiegenen Verrechnungslohn zurückzuführen ist.
Wie stabil sind die Restwerte, besonders bei batterieelektrischen Fahrzeugen?
Für eine verlässliche Aussage zu den Leasingrestwerten von Elektrofahrzeugen ist es noch zu früh. In den nächsten Jahren wird die Zahl der Leasingrückläufer jedoch stark ansteigen, was den Occasionsmarkt in diesem Bereich stark herausfordern wird. Wie stark die Restwerte unter Druck geraten, wird von der Nachfrage an gebrauchten Elektrofahrzeugen sowie der Technologie- und Preisentwicklung von neuen Modellen abhängig sein. Den Restwerten von reinen Elektrofahrzeugen ist aufgrund des rasanten technologischen Fortschritts beim Vertragsabschluss ein besonderes Augenmerk zu widmen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Leasingrückläufer nur mit geringer Marge oder sogar mit Verlust abgestossen werden müssen. Zusätzlich kann die erhöhte Mittelbindung aufgrund von Langstehern im grösseren Umfang zu existenzbedrohenden Liquiditätsengpässen führen.
Viele Betriebe klagen über eine hohe Kapitalbindung im Fahrzeuglager. Wird diese Entwicklung zur finanziellen Belastungsprobe?
Ähnliche Situationen gab es in der Vergangenheit auch schon. Sofern die Nachfrage hoch ist und sich das Lager «dreht», ist eine erhöhte Verfügbarkeit durch ein hohes Warenlager betriebswirtschaftlich zu begrüssen. In der aktuellen Situation ist das hohe Warenlager jedoch eher belastend, und die Lagerabverkäufe führen zu tieferen Preisen und drücken auf die Marge. Mittelfristig könnte sich eine erhöhte Verfügbarkeit wieder positiv auswirken. Der Markt erwartet aufgrund der tiefen Immatrikulationszahlen in den vergangenen Jahren und der damit einhergehenden «Überalterung» des schweizerischen Fahrzeugparks einen Nachholeffekt.
Wie beurteilen Sie die Eigenkapitalentwicklung im Hinblick auf anstehende Betriebsübergaben und die langfristige Stabilität?
Für eine Betriebsübergabe ist die Eigenkapitalentwicklung sekundär. Vielmehr ist das Ertragspotenzial der Schlüssel für eine erfolgreiche Weitergabe des Betriebs. Mit dem investierten Kapital muss der Käufer eine ausreichende Rendite erzielen können. Das Eigenkapital sollte jedoch nicht zu hoch sein, um den Betrieb schlank und das Investitionsvolumen für den Nachfolger tief zu halten.
In welchen Geschäftsfeldern sehen Sie mittel- bis langfristig das grösste Potenzial für Garagen – und wo sollten die Betriebe besonders vorsichtig agieren?
Das grösste Rentabilitätspotenzial sehen wir, was die mittelfristigen Aussichten betrifft, im Aftersales-Bereich: Der aktuell älter werdende Fahrzeugpark erfordert erhöhten Reparaturbedarf. Wie sich dieser Bereich langfristig entwickeln wird, hängt vom zukünftigen Anteil der Elektrofahrzeuge ab. Dieser Aspekt ist stark politisch geprägt, was eine präzise Aussage über die langfristige Entwicklung erschwert. Besondere Vorsicht ist bei den Leasingrestwerten von Elektrofahrzeugen geboten, da es für dieses Segment noch zu wenige Erfahrungswerte gibt und der technologische Fortschritt die Entwertung aktueller Modelle stärker vorantreibt.
David Regli persönlich
David Regli ist seit Oktober 2024 Geschäftsführer der FIGAS. Der diplomierte Wirtschaftsprüfer, Jahrgang 1980, ist zweisprachig in Deutsch und Französisch. Er bringt über zwanzig Jahre Erfahrung in den Bereichen Treuhand und Wirtschaftsprüfung mit und ist seit 2012 für die FIGAS tätig. David Regli ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und in der Freizeit sportlich aktiv – sei es auf dem Rad oder auf Langlaufski.
David Regli ist seit Oktober 2024 Geschäftsführer der FIGAS. Der diplomierte Wirtschaftsprüfer, Jahrgang 1980, ist zweisprachig in Deutsch und Französisch. Er bringt über zwanzig Jahre Erfahrung in den Bereichen Treuhand und Wirtschaftsprüfung mit und ist seit 2012 für die FIGAS tätig. David Regli ist verheiratet, Vater von zwei Kindern und in der Freizeit sportlich aktiv – sei es auf dem Rad oder auf Langlaufski.
Die FIGAS
Die FIGAS ist seit 1952 mit profunden Branchenkenntnissen im Schweizer Autogewerbe in den Bereichen Treuhand, Wirtschaftsprüfung und Businessmanagement tätig. Gegründet vom AGVS und mehreren AGVS-Sektionen sowie autogewerblichen Betrieben, bietet sie heute als eigenständige und unabhängige Aktiengesellschaft betriebswirtschaftliche Dienstleistungen für Garagen, das branchennahe Gewerbe und Importgesellschaften an. Mit ihrer langjährigen Erfahrung und einem hohen Anspruch an Diskretion gilt die FIGAS als verlässliche Partnerin für neutrale Analysen und fundierte Beratung. Der jährlich im Mai veröffentlichte und jeweils dem AUTOINSIDE beiliegende Branchenspiegel ist ein zentrales Instrument für die wirtschaftliche Standortbestimmung im Autogewerbe.
Die FIGAS ist seit 1952 mit profunden Branchenkenntnissen im Schweizer Autogewerbe in den Bereichen Treuhand, Wirtschaftsprüfung und Businessmanagement tätig. Gegründet vom AGVS und mehreren AGVS-Sektionen sowie autogewerblichen Betrieben, bietet sie heute als eigenständige und unabhängige Aktiengesellschaft betriebswirtschaftliche Dienstleistungen für Garagen, das branchennahe Gewerbe und Importgesellschaften an. Mit ihrer langjährigen Erfahrung und einem hohen Anspruch an Diskretion gilt die FIGAS als verlässliche Partnerin für neutrale Analysen und fundierte Beratung. Der jährlich im Mai veröffentlichte und jeweils dem AUTOINSIDE beiliegende Branchenspiegel ist ein zentrales Instrument für die wirtschaftliche Standortbestimmung im Autogewerbe.
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