«Der Garagist kann eine wesentliche Rolle spielen»

EcoDrive

«Der Garagist kann eine wesentliche Rolle spielen»

29. September 2020 agvs-upsa.ch – Die EcoDrive Rallye fuhr am Sonntag ins Ziel. Reiner Langendorf, Geschäftsführer der Quality Alliance Eco-Drive, sagt, wo Nachholbedarf in Sachen nachhaltige Mobilität besteht, wie der Garagist Wissen rund ums energieeffiziente Fahren vermitteln kann und wie Automobilisten ihre Fahrweise optimieren.

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Tipp 6: Abschalten lohnt sich immer! Mit der Start-Stopp-Automatik sogar bei jedem noch so kurzen Halt. Experten schätzen, dass im Stadtverkehr bis zu 10 Prozent Treibstoff eingespart werden, wenn der Motor bei allen Stopps ausgeschaltet wird. Quelle: EcoDrive

cst. Herr Langendorf, die nachhaltige Mobilität gewinnt immer mehr an Bedeutung. Wie wichtig sind Aufklärungsaktionen wie die EcoDrive Rallye, die am Sonntag ihren Abschluss fand?
Reiner Langendorf, Geschäftsführer Quality Alliance Eco-Drive: Gewohnheiten sind tief im Menschen verankert. Das gilt für viele Lebensbereiche, auch für das Autofahren. Wichtig scheint uns, Informationen, die allenfalls bekannt aber nicht verinnerlicht sind, immer wieder in Erinnerung zu rufen, sodass die Gewohnheiten angepasst werden können. Und natürlich geht es auch darum, über neue Entwicklungen zu informieren, die ein verändertes Verhalten erfordern.
 
Bei welchen Fragen scheiterten die Teilnehmenden am meisten? Oder anders gefragt: In welchen Bereichen rund um die nachhaltige Mobilität stellen Sie Nachholbedarf fest?In der Rallye ist jede Frage ist mit einem Tipp verlinkt. Diese Funktion wird sehr rege genutzt. Wir können aufgrund der Ergebnisse also nicht direkt ableiten, wo Nachholbedarf besteht. Aus den Kontakten und Kursen zeigt sich jedoch, dass das grösste Potenzial in der vorausschauenden Fahrweise liegt. In Kombination mit einem ausreichenden Abstand ist es so möglich, den Schwung des Fahrzeuges zu nutzen, inklusive Schubabschaltung / Segeln. Das spart viel Energie – und die Fahrt wird ruhiger und sicherer. Natürlich ist es auch wichtig, niedertourig zu fahren, das heisst rasch hochzuschalten und in hohen Gängen zu fahren.

Insgesamt wurden fünf Ausgaben der EcoDrive Rallye durchgeführt. Welche Schlussbilanz ziehen Sie?
Eine sehr positive! Die Aktion war aus unserer Sicht ein grosser Erfolg und hat den Teilnehmenden und uns viel Spass gemacht. Unsere ursprünglich gesetzten Ziele bezüglich Anzahl Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden mit durchschnittlich knapp 40'000 Personen pro Rallye deutlich übertroffen. Auch die Spielintensität, also die Anzahl beantworteter Fragen pro Teilnehmenden, war viel höher als erwartet: Insgesamt wurden rund vier Millionen Fragen ausgespielt und beantwortet. 

Was hat Sie rückblickend am meisten überrascht und was hat Ihnen am meisten Freude bereitet?
Wirklich sehr überrascht hat uns, wie intensiv sich viele Teilnehmende mit den Fragen auseinandersetzten. Dies zeigt sich in den Verweilzeiten bei den Tipp-Seiten und durch die vielen Rückfragen und Kommentare, die wir über E-Mail erhalten haben. Über die Chatfunktion direkt auf der Rallye-Seite wurde ebenfalls rege und engagiert mit uns diskutiert. 

Die letzte EcoDrive Rallye war wieder ein Erfolg: Über 40'000 Teilnehmende beantworteten täglich während dreier Wochen Fragen rund ums energieeffiziente Fahren. Wird es künftig ähnliche Aktionen geben?
Mit der fünften Rallye ist diese Kampagne abgeschlossen. EcoDrive bleibt aber in enger Zusammenarbeit mit EnergieSchweiz weiterhin am Ball. Denn die energieeffiziente Fahrweise hat nur Vorteile: Weniger Kosten, weniger CO2, mehr Komfort, mehr Sicherheit. 

Ob SUV, Kleinwagen oder Kombi: Die Fahrzeuge von heute verbrauchen bei höherer Leistung im Vergleich zu früher viel weniger Treibstoff. Inwiefern kann der Automobilist durch seine Fahrweise dazu beitragen, den Treibstoffverbrauch noch weiter zu senken?
Die moderne Technik unterstützt die Autofahrerinnen und Autofahrer. Das ist gut so. Entscheidend bleibt aber der Mensch, der die Technik richtig einsetzt und bedient. Auch bei automatischen Getrieben und alternativen Antriebstechniken. Und vergessen wir nicht: Das durchschnittliche Alter des Schweizer Autoparks liegt bei 8,6 Jahren, und längst nicht alle Neuwagen werden mit umfassenden Assistenzsystemen verkauft. Eine aktuelle Studie der Bfu zeigt zudem auf, dass die Fahrassistenzsysteme oft ausgeschalten werden. Bis wir alle autonom fahren, wird es noch etwas dauern… Ergo: Der Mensch behält das Steuer noch eine Weile selbst in der Hand. EcoDrive bleibt aktuell.

Vielen Automobilisten ist nicht bewusst, dass bereits kleinste Massnahmen helfen, Treibstoff einzusparen. Zum Beispiel mit Tempomat fahren oder die Sitzheizung nur dann einschalten, wenn sie wirklich nötig ist. Warum?
Ich denke, dass hier wieder die Macht der Gewohnheit eine Rolle spielt. «Man» macht es so, wie man es gewohnt ist. Dazu mag fehlendes Wissen kommen: Alles, was im Auto Strom braucht, braucht zusätzlichen Treibstoff, zum Beispiel Sitz-, Spiegel- und Fensterheizungen. Das ist einem beim Fahren gar nicht so bewusst und entsprechend agiert man nicht. 

Welche Massnahmen sollten aus Ihrer Sicht «Pflicht» sein und selbstverständlich beim Fahren angewandt werden?
Alle zwölf EcoDrive-Tipps tragen zur Sicherheit und Energieeffizienz bei. Einige mit mehr, andere mit weniger Potenzial. Wenn ich wählen müsste, würde ich den Autofahrerinnen und -fahrer die vorausschauende Fahrweise und die richtige Gangwahl ganz besonders empfehlen.

Welche Rolle spielt der Garagist bei der Vermittlung von Wissen rund ums energieeffiziente Fahren?
Der Garagist kann hier eine wesentliche Rolle spielen. Er ist als Vertrauensperson in Kontakt mit den Autofahrerinnen und Autofahrern. Er fährt sogar gelegentlich gemeinsam mit dem Kunden im Auto und kann so Tipps einfliessen lassen und aufzeigen, wie das Fahrzeug effizient und sicher genutzt werden kann. Das braucht etwas Fingerspitzengefühl – aber gegen mehr Sicherheit bei weniger Kosten hat sicher niemand etwas einzuwenden. Wir unterstützen die Garagisten gerne mit Informationsmaterial! Zudem hat der Garagist natürlich beim Autokauf einen grossen Einfluss auf die Fahrzeugwahl. 

Wie gelingt es, die Bevölkerung zu animieren, möglichst «EcoDrive» zu fahren?
Wir glauben, das Bewusstsein, dass der Mensch bezogen auf Sicherheit und Energieeffizienz der entscheidende Faktor ist und auch noch eine Weile bleibt, muss gestärkt werden. Sicher braucht es die Bereitschaft aller Beteiligten, sich laufend mit der neuen Technik auseinander zu setzen, damit sie auch wirklich angewendet wird. Nehmen Sie das Velofahren als Beispiel, da machen wir es automatisch richtig: Wir pumpen den Pneu etwas stärker auf, vermeiden Ballast, nutzen den Schwung, lassen rollen, fahren in hohen Gängen. So einfach ist es auch beim Autofahren. Man muss es einfach tun.

Welchen Ratschlag geben Sie den Teilnehmenden der EcoDrive Rallye – sowie allen Automobilisten –mit auf den Weg?
Probieren Sie EcoDrive-Fahrweise aus und nutzen Sie die Technik, welche die Automobilindustrie bereitstellt. Machen Sie sich einen Sport daraus, so effizient wie möglich unterwegs zu sein. Es ist kein Hexenwerk – und macht Spass.
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